Industrial Design bedeutet, Produkte und Produktsysteme für die serielle oder individuelle Fertigung zu entwerfen. Dabei werden Funktionen, Form und Eigenschaften definiert, bevor es hergestellt wird. Es ist also ein antizipativer Prozess.
Jedes Produkt entsteht durch einen Designprozess, der unterschiedlich sein kann. Er kann von Kreativität, wissenschaftlichen Entscheidungen oder auch beidem gleichzeitig geprägt sein. Dieser Prozess wird erheblich von Materialien, Produktionsmethoden, Geschäftsstrategien sowie sozialen und wirtschaftlichen Trends beeinflusst. Zusätzlich fallen heute Themen wie Künstliche Intelligenz oder Nachhaltigkeit immer stärker ins Gewicht.
Industrial Design kombiniert Form, Benutzerfreundlichkeit, Funktion, Technik, Technologie, Ergonomie, Marketing, Markenbildung, Nachhaltigkeit, Vertrieb und mehr.
Der Award industrial designed. zeichnet Entwurfsleistungen aus, die diesen Kriterien nahe kommen und gleichzeitig in der Konzeption eine hohe Überraschung und Innovation bieten.
Besondere Berücksichtigung finden dabei Entwürfe, die sich durch kreative Ansätze, technische Raffinesse und nachhaltige Lösungen auszeichnen und damit neue Maßstäbe in der Branche und der Disziplin des Designs setzen können.
Die Verleihung des Awards industrial designed. würdigt junge Talente und fördert visionäre Produktentwicklungen, die Industrie, Technologie, Wissenschaft, Innovation und Design vereinen.
Die herausragenden Arbeiten der Studierenden werden mit neuen Impulsen auf das Projekt „Designpark“ einzahlen.
Am 5. November 2024 wurde erstmals der Designpreis industrial designed. von der Stadt Offenbach in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung und dem Lehrgebiet Industrial Design unter der Leitung von Prof. Frank Zebner verliehen. Die feierliche Preisverleihung fand in der Linken Kapelle des Isenburger Schlosses an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main statt.
Der mit insgesamt 6.000 € dotierte Preis wurde an herausragende Projekte vergeben, die unter acht nominierten Entwürfen die Jury besonders überzeugten. Die drei prämierten Arbeiten zeichnen sich durch innovative Konzepte und moderne technische Lösungen aus, die Funktionalität und Nachhaltigkeit in sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Hinsicht vereinen. Dabei wurde auch besonderer Wert auf hohe Gestaltungsqualität und ikonische visuelle Merkmale gelegt.
Den ersten Platz und ein Preisgeld von 3.000€ erhielt das Projekt Apus von Hanna Ossenbrink.
Ihr Teleskop für den privaten Gebrauch zeichnet sich durch ein kompaktes und mobiles Design aus, bei dem alle Komponenten – einschließlich des Stativs – in einer zylindrischen Form untergebracht sind, die sich bequem über der Schulter tragen lässt. Im ausgeklappten Zustand bietet das Teleskop mit klaren Linien und futuristischen Formen eine ansprechende Ästhetik. Durch die Reduktion auf wesentliche Bestandteile und einfache Handhabung wird die Freude an der Astronomie unterstützt.
Niklas Karl wurde mit seinem Teleskopentwurf Pavo auf den zweiten Platz gewählt und mit 2.000€ ausgezeichnet.
Pavo ermöglicht einen benutzerfreundlichen Einstieg in ein technisch anspruchsvolles Hobby der Astronomie, ohne auf Präzision und Qualität zu verzichten. Die optische Konstruktion kombiniert das Maksutov-Cassegrain-Prinzip mit einer Galilei-Zoomoptik, was zu einem innovativen Strahlengang führt. Diese Bauweise erlaubt eine präzise und ergonomische Beobachtung von Himmelskörpern und vereint technisches Know-how mit hoher Nutzerfreundlichkeit.
Alle Bedienelemente sind leicht erreichbar und im Dunkeln gut auffindbar. Dank des durchdachten Aufbaus wird die Funktionsweise des Teleskops anschaulich, sodass die Nutzer die physikalischen Prinzipien der astronomischen Beobachtung besser verstehen können.
Die integrierten Kantenschutzleisten sorgen für Transportsicherheit und fixieren das Okular stabil in seiner Position, was die Mobilität des Teleskops erhöht. Zusätzlich steigern das lineargelagerte Okular und das einfach wechselbare Filtermodul die Benutzerfreundlichkeit und Flexibilität im Einsatz.
Den dritten Platz belegte das Projekt Compacto von Erika Martínez Duque, ein explosionsgeschütztes Gehäuse, das für den sicheren Einsatz in industriellen Umgebungen konzipiert ist. Durch innovative Materialwahl und eine funktionale Formgestaltung stellt Compacto eine neue Produktlinie vor, die die Sicherheit und den Schutz elektrischer Komponenten in gefährlichen Umgebungen gewährleistet.
Der Entwurf zeichnet sich durch die markante Form der Superellipse aus – eine natürliche Krümmung, die dem Produkt eine unverwechselbare Identität verleiht. Die kompakte Gestalt ermöglicht eine harmonische Verbindung von Ästhetik und Funktionalität. Ein stabiles Endoskelett sorgt dabei für höchste Sicherheit und Stabilität, indem es auf Voronoi-Strukturen setzt, die Druckwellen effektiv absorbieren. Durch die Verwendung fortschrittlicher Materialien wie Siliziumcarbid werden neue Maßstäbe gesetzt, um zukünftigen Anforderungen in verschiedenen Branchen gerecht zu werden.
Erika Martínez Duque erhielt für ihre Arbeit ein Preisgeld von 1.000€.
Die disziplinäre Jury des industrial designed 2024 bestand aus ehemaligen Alumni des Lehrgebietes Industrial Design.
Die Entwerferinnen und Entwerfer stellten der Jury Ihre Projekte in Form von Kurzpräsentationen vor. Neben den eingereichten Unterlagen hatte die Jury durch die persönlichen Präsentationen an physischen Exponaten die Gelegenheit, einen umfangreichen Eindruck der Konzepte zu gewinnen.
Die unterschiedlichen Entwürfe der Nominierten führten im Anschluss zwischen den Jurymitgliedern unter Einbezug ihrer jeweiligen Expertise zu vielfältigen und regen Diskussionen. Abschließend wählte die Jury im Konsens drei Siegerprojekte aus, die dem Anspruch an ein umfassend durchdachtes Produkt im höchsten Maße gerecht wurde und exemplarisch aufzeigt, wie gestalterische Verantwortung bei der Produktentwicklung übernommen werden kann.
Die Jury gab die Preisträgerprojekte auf der Preisverleihung bekannt. Für ihr Engagement und ihre kritische, sorgfältige Bewertung danken wir der Jury herzlich.
Designerin bei Lightning Accents
Offenbach am Main
Designer bei KÖHL GmbH Sitzmöbel
Rödermark
Project Manager Awards beim Rat für Formgebung
Frankfurt am Main
Jedes der nominierten Werke zeigt einen neuen, visionären Ansatz, der nicht nur praktische Anforderungen erfüllt, sondern auch eine emotionale Bindung zum Nutzer schafft. Von ergonomisch gestalteten Arbeitsgeräten über nachhaltige Materialien bis hin zu intuitiven Benutzeroberflächen – die Nominierten setzen Maßstäbe und verkörpern ein Design, das sowohl ökologische als auch soziale Verantwortung übernimmt. Die Auswahl spiegelt die Vielfalt und den Erfindungsreichtum wider, der das heutige Industriedesign prägt und gleichzeitig zeigt, wie gutes Design zu einer besseren, nachhaltigeren Lebensweise beitragen kann.
Hanna Ossenbrink
Svea Rauch
Kamola Khudayberdieva
Yeqi Jia
Niklas Karl
Fabian Arnold
Erika Martínez Duque
Louis Kitzinger
Bei der Preisverleihung im Isenburger Schloss verschmolzen die technische Gewölbebaukunst der Renaissance und visionäres, innovatives Industriedesign auf eindrucksvolle Weise. Hier, in einem Raum, der Jahrhunderte überdauert hat, entstand ein faszinierender Dialog zwischen Vergangenheit und Zukunft – eine lebendige Zeitreise durch Baukunst, Ingenieurswissen und Ästhetik. Die historischen Gewölbe erzählten von einem reichen Wissen über Konstruktion, Statik und Langlebigkeit, während die prämierten Werke des Industriedesigns neue Maßstäbe setzten.
Im Zusammenspiel der alten Mauern und der modernen Designs wurde deutlich, wie zeitlos die Prinzipien guter Gestaltung sind. Die Auszeichnung der Produkte in dieser besonderen Atmosphäre erinnerte daran, dass heutige Innovationen oft auf den Fundamenten früheren Wissens ruhen – und dass nachhaltiges, zukunftsweisendes Design eine Brücke zwischen Epochen schlagen kann.